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Definitionen der Tiergestützten Therapie

Tiergestützt therapieren, Therapie mit Tieren, Tiere als Therapeuten, Tiertherapie, Tiergestützte Aktivitäten,... es begegnen einem viele Bezeichnungen im Netz; alle klingen ähnlich, bedeuten jedoch mitunter ganz Unterschiedliches. Aber wenn Sie sich ein wenig mit der Materie beschäftigen, merken Sie recht schnell, dass eine genaue Namensgebung sehr wichtig ist, um sich und seine Arbeit richtig darzustellen.
Wir haben uns auf unserer Seite für den Begriff „Tiergestützt Therapieren“ entschieden, weil es genau das beschreibt, was wir tun: Wir sind Logopädinnen, also ausgebildete Therapeutinnen auf einem klar umrissenen Fachgebiet. Unsere Tiere setzen wir unterstützend, das heißt zielgerichtet und den Behandlungsprozess begleitend, ein.
Im deutschsprachigen Raum ist man noch immer bemüht, Ordnung in die Nomenklatur zu bringen, um eine klare Abgrenzung zwischen den einzelnen Disziplinen zu schaffen und Qualitätsstandarts zu sichern. Vernooij und Schneider (Handbuch der Tiergestützten Intervention 2010) haben eine grundlegende Kategorisierung vorgeschlagen, die Struktur in die vorhandenen Angebote bringt. In Anlehnung an die Delta Society (gegründet 1977 in Portland, Oregon) unterscheiden sie zwischen:

- Tiergestützten Aktivitäten
- Tiergestützter Pädagogik
- Tiergestützter Therapie


Tiergestützte Aktivitäten (Animal – Assisted - Activities)
Diese können punktuell und ohne Zeit- und Zielvorgabe von Laien mit geeigneten Tieren durchgeführt werden. Sie dienen der Verbesserung der Lebensqualität und der Steigerung des Wohlbefindens der besuchten Menschen, z.B. als Besuchsdienst in Pflegeinstitutionen.

Tiergestützte Pädagogik (Animal – Assisted - Pedagogy)
Hier setzt ein pädagogisch qualifizierter Mensch ein extra dafür ausgebildetes Tier zielgerichtet ein. Die Sitzungen ziehen sich über einen längeren Zeitraum hinweg und werden hinsichtlich der Zielvorgabe protokolliert.

Tiergestützte Therapie (Animal – Assisted - Therapy)
Qualifizierte Therapeuten setzen ein spezifisch dafür ausgebildetes Tier als integralen Bestandteil ihrer Behandlung ein. Das Tier selbst ist nicht die Therapie, sondern hat eine unterstützende, begleitende Funktion inne. Die Intervention wird hinsichtlich ihres Verlaufs und dem Erreichen der Zielvorgaben dokumentiert und ist meist über einen längeren Zeitraum geplant.

Nun ist der Begriff „Therapeut“ in Deutschland leider kein geschützter Begriff und zur Sicherung der Qualitätsstandards und der Steigerung der Anerkennung ist man bemüht, die Begriffsbestimmung für Tiergestützte Therapie zu konkretisieren.
Seit 2003 gibt es eine Definition nach Dr. G. Gatterer (Psychologe und Vorstandsmitglied des TAT , Tiere als Therapeuten, Wien):

„Unter tiergestützter Therapie versteht man alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen erzielt werden sollen. Dies gilt für körperliche, wie seelische Erkrankungen. Das Therapiepaar Mensch / Tier fungiert hierbei als Einheit. Als therapeutische Elemente werden dabei emotionale Nähe, Wärme und unbedingte Anerkennung durch das Tier angesehen. Zusätzlich werden auch verschiedene Techniken aus den Bereichen der Kommunikation, Interaktion und basalen Stimulation und der Lernpsychologie eingesetzt.“


Daher lautet unser Fazit...
Tiergestützte Therapie und Reittherapie sind in Deutschland leider noch keine geschützten Begriffe, was bedeutet, dass ein jeder sie anbieten kann, ob mit oder ohne Zusatzausbildung und - und das ist das Problematischere - ohne therapeutischen Grundberuf. Zudem sind die Begriffe zu unspezifisch, denn Therapie ist ein weites Feld und benötigt verschiedenste Fachkenntnisse.

Da es uns ein besonderes Anliegen ist, unseren therapeutischen Ansatz zu unterstreichen, möchten wir hier einige, unserer Meinung und Erfahrung nach essentielle Richtlinien aufstellen, vor deren Hintergrund unsere gesamte Arbeit zu verstehen ist.

Zum Begriff der Therapie: um Therapie anbieten zu können, muss ich Therapeut sein.

So kurz könnte man das eigentlich schon stehen lassen, wir möchten es dennoch ein wenig ausführen.

Die Ausbildung eines Therapeuten, sei er Sprach,-Ergo,-Physio,-oder Psychotherapeut dauert nicht ohne Grund mindestens drei Jahre und endet nicht ohne Grund mit einer staatlichen Prüfung. Jede dieser Fachrichtungen beeinhaltet ein hohes Maß theoretischen Hintergrundwissens, welches die Basis der späteren Arbeit bildet. Darüber hinaus werden aber im Zuge der Ausbildungen ein therapeutischer Handwerkskoffer und das therapeutische Selbstverständnis angelegt. Dies geschieht über eine Vielzahl von Hospitationen, Praktika und eigenständiger, supervidierter Durchführungen von Behandlungen. Am Ende dieser Ausbildung darf ich mich dann hoffentlich Therapeut nennen. Sobald ich das tue, verpflichte ich mich, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen, da die Ausbildung, trotz ihrer Komplexität nur die Basis bildet und es eine Vielzahl von Behandlungsmethoden gibt, die darin nicht intensiv angeboten werden können.

Es muss deshalb klar unterschieden werden zwischen Förderung und Therapie.

Die Abgrenzung zur therapeutischen Arbeit, die eine individuelle differenzierte Diagnostik und Anamnese, darauf aufbauende Therapieplanung, Dokumentation und weiterführende Diagnostik, sowie Fachwissen und therapeutische Methoden erfordert, ist nötig, um die Qualität sichern zu können.

Es muss sich also die Frage stellen, ob eine berufliche Qualifikation im sozialen Bereich ausreicht, um Therapie anbieten zu können, wie es bei den vielen privaten Weiterbildungsinstituten der Fall ist. Wir glauben nicht.

Wie schon erwähnt, besteht zusätzlich das Problem des sehr unspezifischen Begriffs "Tiergestützte Therapie" oder " Reittherapie". Beide sagen zunächst einmal nichts über die Richtung, in die es hier gehen soll oder über die Qualifikationen des Therapeuten aus, sind nicht geschützt und können quasi im Wildwuchs verwendet werden. Das ist in Zeiten, in denen Qualitätssicherung eine immer größere Bedeutung erhält, ein großes Manko, und ist vor allem gegenüber denen, die über eine therapeutische Grundlage verfügen, nicht fair. Aber auch gegenüber dem Patienten nicht, der keinerlei Möglichkeit hat, aus der Bezeichnung die fachliche Qualifikation zu erkennen.

Ein Logopäde, der Menschen mit Depressionen behandelt, ist wohl schwer vorzustellen. Nennt er sich Reittherapeut, verschwimmt die Grenze, denn niemand kann ihm verbieten, Reittherapie für Menschen mit Depressionen anzubieten.

Wenn wir hier von tiergestützter Therapie sprechen, ist für uns ganz klar festgelegt, dass wir damit fachlich spezialisierte Therapeuten meinen, die in ihrer Arbeit speziell ausgebildete Tiere einsetzen um definierte und dokumentierbare Ziele zu erreichen.

Und in unserem speziellen Fall der Logopädie sprechen wir daher von Tiergestützter Logopädie.